#1 Innovation
Ulrich Stofner, Direktor der BLS, die zur NOI Techpark AG wird, über den NOI Techpark als Rahmen für Südtirols Zukunft als Forschungsstandort, die dementsprechende Strategie des Landes Südtirol und die Rolle der Privatwirtschaft.

Hunderte von Forschenden, Start-up-Mitarbeitende, Unternehmen, Events, Innovationen: So sieht der Rahmen für ein modernes und zielgerichtetes Zukunftsbild aus. Ein Jahr nach seiner Eröffnung rahmt der NOI Techpark dieses Zukunftsbild in funktioneller Weise ein. „Wir stehen erst am Anfang, NOI wächst Jahr für Jahr, es ist ein riesiges Gemeinschaftsprojekt, bei dem der Namen NOI gleichzeitig unser Programm ist“, sagt Ulrich Stofner. Er ist zum einen Direktor der BLS, zum andern Ressortdirektor für Wirtschaft, Innovation und Europa. Seine Begeisterung für den NOI Techpark ist natürlich vor dem Hintergrund zu sehen, dass er ja derjenige ist, der die Umsetzung der NOI-Techpark-Projekte in Bozen und Bruneck verantwortet. Zudem wird die BLS unter ihrem neuen Namen NOI AG ab Jahresbeginn 2019 den Technologiepark führen und dessen Entwicklung vorantreiben. Tatsächlich zeichnet sich dieses Bild aber anhand der bisherigen Entwicklung des NOI Techparks ab. Dieser Leuchtturm der Südtiroler Forschung, wie ihn Stofner gern bezeichnet, ist das Folgeprodukt einer gemeinsam mit der Wirtschaft und den Forschungsinstitutionen ausgerichteten Strategie des Landes Südtirol. Bekanntlich entstehen aktuell auf 12 Hektar, das entspricht 17 Fußballfeldern, in nächster Zeit 750.000 Kubikmeter Gebäude und Labors. Hier werden Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Studierende und Professoren forschen, innovieren und sich gegenseitig in ihrer Innovationskompetenz befruchten. Symbolische Strahlkraft hat der Wettbewerb für das erste völlig privatwirtschaftliche Gebäude auf dem Areal B8 zwischen Galvani- und Toni-Ebner-Straße, nahe den sehr Industrie-orientierten und schon aktiven Labors für Robotik, Sensorik und Industrie 4.0. Noch vor Jahresende können sich Unternehmen dafür bewerben, auf der Fläche ihr Forschungszentrum zu bauen. Dasselbe gilt für das Areal D2 südlich des TerraXCube und des Hauptgebäudes namens Black Monolith. Innerhalb 2021 könnten die Unternehmen, die den Zuschlag erhalten, laut Schätzungen schon ihre Arbeit beginnen. Der Bauplan für weitere Gebäude umfasst einen Kindergarten (2019), den Sitz des Instituts für Biomedizin von Eurac Research (2020), die neuen Labors der Umweltagentur und des Versuchszentrums Laimburg (2022) sowie den Sitz der neuen Fakultät für Ingenieurswissenschaften der Freien Universität Bozen (Unibz, 2022). Dieser Entwicklungsschritt ist von besonderer Bedeutung, weil dadurch NOI zu einem authentischem „Forschungscampus“ wird, wo Studierende für zusätzliche Belebung sorgen und in öffentlich-privater Partnerschaft an Forschungsprojekten gearbeitet wird.

 

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat die Entwicklung des NOI Techparks in seinem Bericht zum Abschluss der aktuellen Legislaturperiode eine „Erfolgsstrategie“ bezeichnet. Welche waren ein Jahr nach dessen Eröffnung die überzeugendsten Elemente dieser Strategie?

Ich glaube, dass das positive Zusammenwirken der Interessensträger – Politik, Wirtschaft und Forschungsseite – die Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung ist. Landeshauptmann Kompatscher hat dieses strategische Projekt so ausgerichtet, dass die ursprünglich skeptische Haltung innerhalb einiger Teile der Wirtschaft überwunden werden konnte. Nun wird einhellig die Meinung vertreten, dass NOI das Potential hat, ein wirksamer Motor für die Steigerung der Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, der Forschungsinstitute und des Landes an sich sein kann. Die Strategie lautet: Südtirol auf der Landkarte der Forschung sichtbar zu machen und zwar in jenen Spezialisierungsbereichen, die Südtirols Kernkompetenzen darstellen. Dazu zählen Alpine Technologien, Green Technologies, Lebensmitteltechnologien, Automatisierung und ICT. Gleichzeitig sollen die Unternehmen in ihren Bemühungen für mehr Digitalisierung und Innovation unterstützt werden. Der NOI Techpark ist ein Ort, der Unternehmen und Forschung zusammenbringt. Dafür stellt er seine Forschungsinfrastruktur mit über 30 Labors zur Verfügung – hinzu kommt die Forschungskompetenz, die sich aus der Aktivitäten von Universität und Forschungsinstituten ergibt.

 

Welche sind die Instrumente, auf die sich diese Strategie stützt?

Die Strategie geht auf das Landesgesetz Nr. 14 aus dem Jahr 2006 zurück. Die damalige Landeregierung wollte mit diesem Gesetz die Forschung und Entwicklung in den Unternehmen sowie die wissenschaftliche Forschung in den Forschungsinstitutionen fördern. Im Laufe der Jahre sind zwar einige Änderungen am Gesetz vorgenommen worden, geblieben ist aber die Strategie. Wir arbeiten an der Umsetzung der vier „S“: Spezialisierung als Voraussetzung für Exzellenz, Subsidies, also Zuschüsse für Unternehmen und Institute die forschen, Support, wofür Einrichtungen wie früher das TIS, dann IDM und nun NOI geschaffen wurden. Und schließlich Sorroundings: Es geht hier darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Forschung die besten Bedingungen vorfindet. Aus diesem Grund entsteht hier ein neues Stadtviertel, das einzig und allein der Forschung und Innovation gewidmet ist.

„Die Strategie lautet: Südtirol auf der Landkarte der Forschung sichtbar zu machen.“ Ulrich Stofner

Wie sieht für Sie die Zukunft des NOI Techparks aus?

Die Reorganisation der IDM mit der Gründung der NOI AG bietet dem Technologiepark eine gute Basis, um dessen Entwicklung in den nächsten Jahren voranzubringen. Alle wichtigsten Stakeholder wie die Wirtschaftsverbände, die Forschungsinstitutionen und das Land bilden einen Beirat, den sogenannten NOI-Board, der sicherstellt, dass Governance und Führung des NOI Techparks die gemeinsamen Ziele nicht aus den Augen verliert. Die Mission der NOI AG sieht die Entwicklung des Technologieparks in all seinen Aspekten vor: Er soll Beratungsleistungen und Wissenstransfer für interessierte Unternehmen erbringen und den Zugang zur den wissenschaftlichen Labors lokal und international ermöglichen. Wir haben im NOI Techpark auch weltweit Einzigartiges zu bieten. Es gibt nämlich ein besonderes Labor, in dem jeder Punkt der Erde klimatisch simuliert werden kann: der TerraXCube der Eurac ist eine einzigartige Klimakammer, die einerseits für das Institut für alpine Notfallmedizin entwickelt wurde, andererseits aber auch von vielen lokalen und internationalen Unternehmen genutzt werden kann, um Produkte unter extremen Umweltbedingungen zu testen. Der NOI Techpark soll aber auch ein Anziehungspunkt für Talente sein. Attraktivität braucht kraftvolle Orte, die wie ein Magnet wirken. NOI soll helfen, Südtiroler im Land zu halten und jenen, die sich im Ausland entwickelt haben, neue Perspektiven zu bieten. Im Wettbewerb um die besten Köpfe kann NOI ein bedeutendes Asset sein.

 

Wie wird die Ansiedlung der Unternehmen vonstattengehen?

Wir haben bereits jetzt namhafte Unternehmen im NOI. Allen voran die Firma Leitner, weltweit eines der wichtigsten Unternehmen im Bereich der alpinen Technologien. Das Unternehmen hat seinen Forschungssitz mit seinen 90 Mitarbeitern im NOI. Darüber hinaus gibt es zirka 40 Start-ups und Technologieunternehmen, die bereits jetzt im NOI arbeiten. Anfang 2019 kommen über 20 weitere Unternehmen hinzu, wenn das erste Erweiterungsmodul D1 die Tore öffnet. Und in diesen Wochen beginnt das Auswahlverfahren für private Unternehmen, die ihr Innovationszentrum im NOI errichten möchten. Somit könnten ab 2022 schon die ersten privat finanzierten und privat gebauten Unternehmensgebäude auf dem Areal bezogen werden. Den Unternehmen werden zwei Optionen angeboten: Sie können das Oberflächenrecht von Baulosen erwerben und dort die Gebäude für die eigene Tätigkeit nutzen oder diese Räume an andere Unternehmen vermieten. Voraussetzung ist aber, dass die angesiedelten Unternehmen im NOI Techpark vorwiegend Forschung und Entwicklung betreiben. Nur so bleibt nämlich der gemeinsame Nenner aller im NOI Techpark tätigen Organisationen aufrecht. Nur so wird sich der Technologiepark auch zu einer Investition mit einem wirtschaftlichen Return entwickeln, weil er in nachhaltiger Weise die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Wirtschaft ankurbelt. Und nur so wird der NOI Techpark auch tatsächlich für innovative Unternehmen aus dem In- und Ausland attraktiv und schafft den gewünschten Mehrwert.

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