#4 Nachhaltigkeit
Bereits seit vielen Jahren wird in Südtirol auf unterschiedlichen Wegen an einem stärkeren Bewusstsein für den Klimaschutz und eine neue Nachhaltigkeitskultur gearbeitet.

Klimaschutz ist das Schlagwort der Gegenwart: Spätestens seit den Schulstreiks von Greta Thunberg und deren Ablegern in ganz Europa ist das Thema Klimawandel aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Doch vielerorts, auch in Südtirol, arbeitet man bereits seit vielen Jahren daran, umwelt- und klimaschonendes Handeln und ein Bewusstsein für Natur und Umwelt voranzutreiben. So kennt sicher jeder, der in den 1990ern eine Südtiroler Grundschule besuchte, das Fach HUK (Heimat- und Umweltkunde). Dort erfuhren Schülerinnen und Schülern unter anderem wie man den Müll richtig trennt oder wie man einen Komposthaufen baut. Auch in anderen Lebensbereichen begann der Nachhaltigkeitsgedanke Fuß zu fassen. Wichtig dabei ist, dass man achtsam mit den Ressourcen und der Natur unseres Landes umgehen muss.

Seit Jänner 2019 nennt sich die Landesumweltagentur nun Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz. „Die Herausforderungen in Zusammenhang mit dem Klimawandel werden in den nächsten Jahren sowohl auf lokal-regionaler als auch auf internationaler Ebene zur zentralen Aufgabe nicht nur innerhalb der Verwaltung. Maßnahmen des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel erhalten demnach ein besonderes Gewicht und das drückt sich auch im erweiterten Tätigkeitsfeld und in unserer neuen Bezeichnung aus“, erklärte damals Flavio Ruffini, Direktor der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz.

Im Dezember 2019 stellten Landesregierung, Spitzen der Landesverwaltung und Klimaexperten in einer Klausur die ersten Weichen für den neuen Klimaplan.

Die Umbenennung war jedoch nicht der erste Schritt Südtirols in Richtung Klimaland. Seit den 1990ern setzt sich das Land für den Ausbau der Fernwärme mit Biomasse ein. Später folgte mit der Gründung der Klimahaus Agentur ein weiterer Meilenstein für den Bausektor im Land und darüber hinaus. Im Jahr 2011 wurde in Südtirol ein Klimaplan erarbeitet, der sich vor allem auf den Klimaschutz konzentriert. Dafür wurden die Ausgangssituation analysiert, Grundsätze mit Zwischenzielen definiert sowie Maßnahmenpakete geschnürt. Über alle dem, wurde eine klare Vision definiert, wo Südtirol hinmöchte: Weniger Energieverbrauch, weniger Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen, Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Umsetzung wird periodisch überprüft und je nach Erreichen der gesetzten Ziele werden Maßnahmen ausgebaut und nachjustiert. Auf insgesamt sechs Achsen wurden Maßnahmen angegangen, die grafisch kurz vorgestellt werden.

 

Das Ziel dahinter ist klar: Um etwas zu verändern, braucht es eine umfangreiche Betrachtung der Situation, die Festlegung auf Schwerpunkte, vor allem aber braucht es das Engagement aller. Gerade aus diesem Grund sind gar einige der Maßnahmen unmittelbar darauf ausgerichtet, dass Bürgerinnen und Bürger diese unmittelbar nutzen können. Auf der Homepage www.klimaland.bz, welche 2018 gemeinsam von der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, von der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus und vom Ökoinstitut lanciert wurde, finden sich neben umfangreichen Informationen zu den unterschiedlichen Bereichen auch ein CO2-Rechner. Dieser berechnet, welchen Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), aber auch Methan und Lachgas, der persönliche Lebensstil mit sich bringt. Und soll somit das Bewusstsein schärfen, dass jeder und jede einzelne von uns seinen Beitrag zum Klima leistet. Die Sensibilisierung ist ein wichtiger Punkt, der durch weitere gezielte Förderungen (beispielsweise für die energetische Sanierung oder für den Umstieg auf eine nachhaltige Mobilität) dazu anregen soll, eigene Gewohnheiten und Handlungsmuster zu überdenken.

Die Herausforderungen in Zusammenhang mit dem Klimawandel werden in den nächsten Jahren sowohl auf lokal-regionaler als auch auf internationaler Ebene zur zentralen Aufgabe nicht nur innerhalb der Verwaltung.
Flavio Ruffini

Auf dem Weg zum Klima-Vorreiter

Der Klimaschutz hat durch Landesregierung Kompatscher II einen weiteren Auftrieb erfahren: So nahm die Nachhaltigkeit nicht nur in der Rede zum Haushalt 2020 einen breiten Platz ein. Bereits im Mai 2019 gab es den Auftakt für den „Pakt für das Südtirol von morgen“, der im Juli als „Nachhaltigkeits-Pakt“ mit den Sozialpartnern diskutiert wurde. Im Dezember schließlich fand die erste Klimaklausur der Mitglieder der Landesregierung, der Verwaltung und Experten statt. Im Sinne des „green deals“, den die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgerufen hat, will auch Südtirol möglichst schnell klimaneutral werden. „Wir müssen und wollen mutig agieren und unseren Klimaplan daran anpassen“, sagte Landeshauptmann Kompatscher im Anschluss an die Klausur. Aus diesem Grund solle bis Mitte Mai 2020 der Klimaplan überarbeitet werden. Es gehe darum zu erklären, was man für die Nachhaltigkeit getan habe, tue und tun werde, hob auch Umweltlandesrat Giuliano Vettorato hervor.

An elf Thementischen wurde bei der Klausur der Startpunkt für weitere ressort- und themenübergreifende Überlegungen und Maßnahmen gesetzt. Dabei ging es unter anderem um wirtschaftliche Themen, um die Gesetzgebung und um ein neues Lebensgefühl der Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse werden nun zusammengefasst und sollen im Frühjahr der Bevölkerung und den Partnern aus Wirtschaft, Soziales und Gesellschaft vorgestellt werden. Klimaschutz bedeute einschneidende Änderungen, die zum Positiven führen sollen: „Denn wir wollen auch in Zukunft nachhaltig zusammenleben, arbeiten und wirtschaften können. Wir stehen am Beginn einer neuen Zeitrechnung“, betonte der Landeshauptmann.

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