Einsatz und Neuorganisation – damit haben Tiefbau und Straßendienst im Corona-Jahr 2021 fast alle geplanten Eingriffe umgesetzt und damit nicht nur für sichere Straßen gesorgt, sondern auch lokale Firmen unterstützt und Arbeitsplätze gesichert.

Über drei Wochen lang stand alles still. „Ich musste meinen Mitarbeitern sagen, sie müssen erstmal Urlaub nehmen, nur der Notdienst bleibt aufrecht“, erzählt Michael Unterweger vom Straßendienst Sarntal vom über den Lockdown, der am 9. März 2020 begonnen hat. „Die Unsicherheit war groß. Wir waren besorgt und die Mitarbeiter auch, jeder muss Wohnung, Lebensmittel, Kleider und anderes mehr zahlen“, sagt auch Markus Kofler, der Geschäftsführer der Tief- und Straßenbau-Firma Kofler-Rech.

Am 6. April 2020 hat der Straßendienst mit seinen fast 500 Mitarbeitern unter Einhaltung aller Schutzbestimmungen die Arbeiten wieder aufgenommen. Der Tiefbau folgte. Für Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider stand fest: „In Schockstarre zu verfallen, bringt nichts. Es muss irgendwie weitergehen. – Allerdings war auch klar, dass es eine Gratwanderung wird und wir die Verantwortung für sichere Arbeiten tragen.“ In zahlreichen Mails und Telefonaten wurden alles Notwendige zum Gesundheitsschutz und sämtliche rechtliche Fragen abgeklärt. Dann stand gemeinsam mit Abteilungsdirektoren und Amtsdirektoren der Beschluss fest, mit den dringendsten Arbeiten zu starten.

Aller Anfang ist… kompliziert 

„Das Komplizierteste war es, die gesamte Organisation komplett umzukrempeln und völlig neu aufzustellen, an den Schreibtischen der Verwaltung und vor allem draußen auf den Baustellen“, sagt Tiefbau-Abteilungsdirektor Valentino Pagani. Man habe allerdings dazugelernt und werde einiges auch beibehalten, zum Beispiel z.B. Videokonferenzen, an denen einfach viele Personen teilnehmen können, sagt Pagani. „Da gab es eine lange, lange Liste mit Sicherheitsvorgaben, beginnend bei der Schutzausrüstung bis hin zu den Sicherheitsabständen, und wir mussten schauen, alles einzuhalten und daneben jede Menge andere Herausforderungen, wie kleine Mannschaften bilden und Arbeitsprozesse umzustellen“, berichtet auch Philipp Sicher, der Direktor der Landesabteilung Straßendienst.

Gestartet wurde etappenweise und besonders streng: Maximal fünf Arbeiter pro Stützpunkt durften am gleichen Arbeitsort sein. Sie mussten FFP2-Masken und anfangs auch Schutzhandschuhe tragen. Draußen und drinnen galt es, während der Arbeit Abstände einzuhalten oder allein zu arbeiten. „In den Fahrzeugen sollten wir Straßenwärter allein unterwegs sein, und die Masken waren lästig, aber wir waren froh, wieder arbeiten zu dürfen“, sagt Straßenwärter Unterweger. –

Zwei Wochen später hatte der Straßendienst bereits 15 dringende Eingriffe abgeschlossen. Mit der mutigen Entscheidung, weiter zu arbeiten, sei der Straßendienst in gewisser Weise auch Wegbereiter für andere gewesen, sagt Alfreider: “Gemeinsam haben wir es geschafft, dass auch mit strengen Regeln zum Gesundheitsschutz viel weitergebracht werden kann“, erklärt der Landesrat.“

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Neuorganisation als Gebot der Stunde

„Wir waren alle einfach erleichtert und vor allem auch sehr dankbar, dass der Landesrat forciert hat, dass die Arbeiten auf den Straßen weitergehen“, berichtet auch Firmenchef Kofler. Man habe in seinem Betrieb die Regeln sehr ernst genommen und viel umgestellt, um alle Vorgaben von Maskenpflicht, Desinfektion und Abständen auf die Reihe zu bekommen, sagt Kofler. „Das Mittagessen zum Beispiel habe ich die Mitarbeiter gebeten, immer selber von daheim mitzubringen. Es hat geklappt – und dafür habe ich meinen Mitarbeitern auch Prämien ausbezahlt“, erzählt Kofler.

Natürlich sei man sich bewusst, dass es in vielen anderen Bereichen schwieriger sei, zu arbeiten, denn im Tief- und Straßenbau läuft der Großteil der Arbeiten im Freien ab. Als Vorteil haben sich auch die wenig befahrenen Straßen in Corona-Zeiten erweisen, sind sich alle Beteiligten einig. „Wir haben den Verkehr nicht gestört und er uns nicht“, sagt Unterweger. Kofler hingegen sagt, dass es erstmals möglich war aufweändige Arbeiten, die sonst immer in den Nacht- und frühen Morgenstunden gemacht werden, untertags zu erledigen.

Der Aufwand hat sich gelohnt

„Die Bilanz der Arbeiten kann sich jedenfalls sehen lassen: 2020 wurden von der Landesabteilung Tiefbau 102,02 Millionen Euro an Unternehmen und Freiberufler ausbezahlt, die auf und für das Land gearbeitet haben. Das ist der höchste Betrag seit 2014. 27 Verträge für die Übergabe von Arbeiten wurden abgeschlossen. 2019 waren es 15 Übergaben gewesen. 2020 wurden zudem 125 freiberufliche Beauftragungen für Projektierungen, Bauleitungen, geologische Untersuchungen, Belastungsproben und Informatik gemacht. 95 Prozent der Tiefbau-Aufträge gingen 2020 an Unternehmen und Freiberuflern aus Südtirol. Auch beim Straßendienst zeigt sich Bilanz positiv: Insgesamt wurden 2020 rund 73,4 Millionen Euro für die Instandhaltung der Straßen eingesetzt. 2020 wurden für die Arbeiten 124 Verwaltungsverfahren im Ausmaß von 38,5 Millionen Euro in die Wege geleitet. Das Groß der Arbeiten haben lokale Firmen und Techniker abgewickelt. Landesrat Alfreider ist zufrieden: „Trotz Corona haben wir fast alle geplanten Eingriffe umgesetzt und damit nicht nur für sichere und gut befahrbare Straßen gesorgt, sondern auch die heimischen Firmen unterstützt und Arbeitsplätze gesichert, da der Löwenanteil der Aufträge an diese ging.“

Zusammenspiel großgeschrieben

Abgesehen davon, dass an den aktuell größten Baustellen des Landes also jener für die Umfahrung von Kastelbell und jene für die Einfahrt ins Gadertal weitergearbeitet wurde, konnten auch die Arbeiten für das 2. zweite Baulos der Nord-West-Umfahrung von Meran begonnen werden. Von den zahlreichen Vorhaben zur Straßeninstandhaltung war jene in Percha, wohl beispielhaft für die Zusammenarbeit von Land, Gemeinden, Grundbesitzern, Planern, Firmen und Mitarbeiten. Da die Staatsstraße an drei Stellen abzurutschen drohte, wurden in Rekordzeit nicht nur Reparaturarbeiten vorgenommen, sondern auch ein komplett neuer Straßenabschnitt gebaut. „Es hatte minus 15 Grad am 27. Dezember, als wir mit Asphaltieren dran waren, aber die Stimmung war super – jeder hat jedem geholfen, und wir haben durchgearbeitet, weil wir es gemeinsam mit den anderen schaffen wollten“, erinnert sich Kofler.

Gemeinsam weiterarbeiten

Im laufenden Jahr will man aufbauend auf die Erfahrungen von 2020 weiterarbeiten. Im Tiefbau stehen 2021 mehr als 30 Ausschreibungen an. Das Dreijahresprogramm wird gerade ausgearbeitet. – „Bei der Wartung der Straßen setzen wir auf kleine Vorhaben, was uns in Corona-Zeiten flexibler macht, vor allem aber garantiert, dass wir in allen Landesteilen in Absprache mit den Gemeinden eingreifen können und auch möglichst hiesige Firmen und Mitarbeiter beschäftigen können“, unterstreicht Alfreider. Durch die frühe Verfügbarkeit der Gelder können man nach der Planung jetzt im März mit den ersten Arbeiten beginnen, betont der Landesrat. Das bedeutet für die Arbeitenden im des Bereichs bei kalten Temperaturen wieder früh im Einsatz zu sein. „Die frischen Temperaturen machen uns nichts aus, Hauptsache, die Arbeiten gehen weiter“, sind sich Straßenwärter Unterweger und Firmenleiter Kofler einig.

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