Den Energieverbrauch im Blick
Der Energieverbrauch der landeseigenen Immobilien soll gesenkt werden – dazu setzt das Land Südtirol zahlreiche Maßnahmen.
Das Land Südtirol hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch der Landesverwaltung innerhalb 2030 um mindestens 15 Prozent gegenüber 2019 zu senken. Erreicht werden soll dies über die energetische Gebäudesanierung und die Reduzierung des Energieverbrauchs gepaart mit der Senkung der CO2-Emissionen.
Energy Management: Energieverbrauch optimieren
Dazu wurde im Ressort für Hochbau und Vermögen unter Landesrat Massimo Bessone die Arbeitsgruppe „Energy Manager“ eingerichtet. Ziel ist es, im Rahmen der Verwaltung des Landesvermögens den Energieverbrauch zu optimieren und die CO2-Emissionen zu senken. Neben den Landhäusern umfasst das Landesvermögen Ober- und Berufsschulen, Straßenstützpunkte, Schülerheime, Straßentunnels mit Beleuchtung und Belüftung, Sportanlagen und Feuerwehrkasernen. Nicht berücksichtigt werden die Krankenhäuser und die Immobilien der Landeskörperschaften. Neben der Einsparung von Energie ist es auch Aufgabe der Energy Managers, Energie zu den günstigsten Marktbedingungen einzukaufen. Die Arbeitsgruppe, die von Energy Manager Daniel Bedin, Direktor der Landesvermögensabteilung, geleitet wird, vereint die Kompetenzen und koordiniert die Tätigkeiten verschiedener Landesstellen (Bauerhaltung, Vermögen, Energie und Klimaschutz, Organisation). Wie Bedin erklärt, geht es darum, eine Energiemanagement-Strategie für die Landesimmobilien auszuarbeiten und vorgegebene Einsparziele sowie abgestimmte Prioritäten und Maßnahmen festzulegen.
Als ersten Schritt unterzog die Arbeitsgruppe den aktuellen Energieverbrauch anhand der verfügbaren Daten einer kritischen Analyse. Damit war es möglich, sich einen Überblick über die Ist-Situation zu verschaffen und eine Kostenplanung zu erstellen. Mit der technisch-wissenschaftlichen Unterstützung des Instituts für Erneuerbare Energien der EURAC wird an einer Optimierung des Anlagenmanagements – nach den Indikatoren für den jeweiligen Gebäudetyp – gearbeitet. Die Daten zum Energieverbrauch stammen aus einer Analyse jener Daten, die die Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus bei Energielieferanten und -verteilern zum Energieverbrauch und zu den Energiekosten gesammelt hat.
In den nächsten drei Jahren werden zudem detaillierte Energie-Audits bei allen Landesgebäuden durchgeführt. „Die Datenerhebung ist nicht nur notwendig in Hinblick auf die Ausarbeitung einer Strategie für die energetische Sanierung des Landesvermögen nach technisch-wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern sie dient auch der Digitalisierung der Gebäude mit BIM-Technologie (Building Information Modeling), die in Kürze erfolgen wird“, berichtet Bedin. „Auf diese Weise konnten bereits einige Immobilien ausgemacht werden, die dank eines Vertrags mit der Betreibergesellschaft Alperia an das Fernwärmenetz der Stadt Bozen angeschlossen oder die über ein PPP-Projekt und EU-Kofinanzierungen energetisch saniert werden können“, ergänzt der Energy Manager.
Fernwärme für Schulen und Büros in Bozen
In Bozen sind verschiedene Gebäude in Landesbesitz, in denen Büros der Landesverwaltung und Schulen untergebracht sind. 23 davon werden in den kommenden fünf Jahren an das Fernwärmenetz der Stadt Bozen angeschlossen und künftig mit Wärmeenergie aus der Müllverwertungsanlage Bozen-Süd versorgt. Das Land Südtirol setzt damit auch auf die Nutzung von Wärmeenergie als alternative Energiequelle. Dazu wurde eine Vereinbarung zwischen dem Land Südtirol, Abteilung Vermögensverwaltung, und der Netzeigentümerin Alperia Smart Services GmbH geschlossen, die Landesrat Massimo Bessone im Oktober 2021 per Dekret genehmigt hat. Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, Landesabteilung Vermögensverwaltung und Landesabteilung Hochbau und technischer Dienst konnten zusammen mit Alperia die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen für das Bauvorhaben schaffen.
„Die Nutzung der Restwärme der Müllverwertungsanlage Bozen Süd bietet unzählige Vorteile aus ökologischer, ökonomischer, betriebs- und sicherheitstechnischer Sicht, die der öffentlichen Verwaltung und der Bevölkerung zu Gute kommen“, unterstreicht Landesrat Massimo Bessone.
An die Fernwärme angeschlossen werden landeseigene Immobilien, die einen hohen Energieverbrauch aufweisen und sich in der Nähe des Fernwärmenetzes befinden. Mit dem fortlaufenden Ausbau des Netzes in Bozen können weitere Landesgebäude angeschlossen werden.
Nachhaltige Energie
Innerhalb 2021 werden per Vertrag zwischen Land Südtirol und Alperia Smart Services die Modalitäten und Kosten für den Fernwärmeanschluss der betroffenen Landesgebäude sowie für den Übergang von den bisherigen Energiequellen hin zur Fernwärme festgelegt. Damit wird es möglich, den Energieverbrauch zu reduzieren, die Kohlendioxid-Emissionen zu senken und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der Anschluss an das Fernwärmenetz ermöglicht es beispielsweise gegenüber einem mit Methangas betriebenen Heizkessel den Verbrauch nicht erneuerbarer Energie um 85 Prozent zu senken.
Energieeffizienz mit EU-Mitteln erhöhen
In den kommenden Jahren will das Land 27 Landesimmobilien einer energetischen Sanierung unterziehen, die im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP Public-Private Partnership) und mit Hilfe von EU-Mitteln private Unternehmen für das Land durchführen sollen. Dafür ermöglicht ihnen das Land Zugriff auf den Fonds des EEEF-Programms (European Energy Efficiency Fund) der EU und seine Ad-hoc-Finanzierungen. Die 27 energetisch zu sanierenden Landesimmobilien sind der erste Teil der 263 Liegenschaften des Landes, das einen Energieeffizienzplan erstellen möchte.
Mit einem öffentlichen Aufruf an spezialisierte Energiedienstleistungsunternehmen wurde ein vorläufiger Projektträger bestimmt. Dieser hat ein Angebot mit Lösungen unterbreitet, wie die energetische Sanierung der Landesliegenschaften technisch am besten durchgeführt werden kann. Derzeit prüft die Landesvermögensabteilung dieses Angebot in Zusammenarbeit mit der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus und Eurac research.
Im Jänner/Februar 2022 wird die Vergabe erfolgen.
Das Projekt des Projektträgers wird Gegenstand einer Ausschreibung. Sollte er diese nicht gewinnen, hat der Projektträger das Vorrecht und kann das ursprüngliche Angebot an jene der anderen Wettbewerbsteilnehmer angleichen (in punkto Gebühren, Konzessionsdauer, Investitionen in Gebäude usw.). Die Zuschlagserteilung soll im Sommer 2022 erfolgen.
Ökologische und ökonomische Vorteile
Jener Wirtschaftsakteur, der den Zuschlag erhält, verpflichtet sich, die energetische Sanierung der Landesgebäude durchzuführen und die definitive Ausführungsplanung zu übernehmen. Zudem übernimmt er für 20 Jahre die Führung der sanierten Immobilien und kümmert sich um ordentliche und außerordentliche Instandhaltung. Der Zuschlagsempfänger verdient an der erzielten Energieeinsparung: Je besser er die Gebäude energetisch saniert, desto größer seine Gewinnspannen. Das Land als Eigentümerin der Immobilien überweist ihm die entsprechende Gebühr für die mit dem Gebäudemanagement verbundenen Energiekosten.
Für die Landesverwaltung bringt das zwei Vorteile: einen ökonomischen und einen ökologischen. Durch die Senkung des Energieverbrauchs der landeseigenen Gebäude sind mit ihrer Führung geringere Kosten und damit eine garantierte jährliche Einsparung verbunden, die bei der Zuschlagserteilung festgelegt wird. Am Ende der Vertragsdauer übernimmt das Land wieder das Management der eigenen, energetisch sanierten Gebäude, ohne den öffentlichen Haushalt zu belasten. Der ökologische Vorteil liegt in der Senkung der Kohlendioxid-Emissionen, die mit der Senkung des Energieverbrauchs verbunden sind.
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