Die Luftqualität im Jahr 2020 war aufgrund der Pandemie besser denn je. Was wir daraus für eine nachhaltige Mobilität in Zukunft lernen können.

Leergefegte Hauptstraßen, einzelne Fahrzeuge auf der Autobahn, keine Staus weit und breit: Bilder wie diese aus der Zeit des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 werden uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Sie zeigen Szenarien, die bis dahin niemand für möglich gehalten hätte.

Auch die Luftqualität stand im vergangenen Jahr ganz im Zeichen von Corona. In diesem Bereich sind die Auswirkungen der Pandemie allerdings äußerst positiv. Der gesundheitliche Notstand rund um Covid-19 hat allerorts Einschränkungen des Personen- und Warenverkehrs mit sich gebracht. Mit dem Rückgang des Verkehrs nahmen schlagartig auch die Schadstoffe in der Luft ab. Bereits während der Ausgangssperre im Frühjahr hat sich die Luftqualität in Südtirol wesentlich verbessert. Und die Luftwerte vom Herbst 2020 bestätigen den deutlichen Trend zum Rückgang der Schadstoffe.

Weniger Verkehr, weniger Luftschadstoffe

Mit den Luftmessdaten von 2020 im Detail auseinander gesetzt hat sich die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz. Gemeinsam mit der Umweltagentur des Trentino und weiteren Partnern hat sie zudem die Luftwerte entlang der Brennerautobahn im Rahmen des EU-Projekts BrennerLEC (Lower Emission Corridor) untersucht.

„Die Stickstoffdioxid-Messungen (NO2) im Jahr 2020 zeigen eine deutliche Reduktion gegenüber den drei Jahren zuvor. Dies ist hauptsächlich auf die Verkehrsabnahme aufgrund der Bewegungseinschränkungen zurückzuführen“, unterstreicht Luca Verdi, Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz. Die Daten stammen von den fixen Luftmess-Stationen in ganz Südtirol sowie von den Passivsammlern, die an den Hauptverkehrsachsen angebracht werden. Dabei sind die Stickoxid-Werte sowohl in den Ballungsräumen, als auch entlang der Brennerautobahn (A22) gesunken.

Deutlicher Rückgang der Stickstoffdioxide (NO2)

Stickstoffdioxide (NO2) werden vor allem bei Verbrennungsprozessen freigesetzt. Diese Emissionen sind somit im städtischen und außerstädtischen Bereich direkt auf den Straßenverkehr, und speziell auf Dieselfahrzeuge, zurückzuführen. In hohen Konzentrationen können Stickstoffdioxide gesundheitsschädigend sein. “Im Jahr 2020 wurde der Stickstoffdioxid-Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter nur an zwei Mess-Stationen entlang der Brennerautobahn überschritten“, berichtet Verdi. „Bei den in Bozen, Meran, Brixen und Leifers angebrachten Passivsammlern, die die Luftqualität vor allem an von Häuserreihen begrenzten, vielbefahrenen Straßen erheben, wurde 2020 nur eine Überschreitung festgestellt.“

Gleichbleibende Feinstaub-Werte (PM10 e PM2,5)

Während die Stickstoffdioxide im vergangenen Jahr pandemiebedingt deutlich zurückgingen, sind die Feinstaub-Werte (PM10 e PM2,5) in Südtirol gegenüber den Vorjahren nahezu unverändert geblieben. „Das untermauert die Tatsache, dass der Straßenverkehr großen Einfluss auf die NO2-Konzentrationen, jedoch weitaus weniger auf die Feinstaub-Werte hat“, erklärt Amtsdirektor Verdi. Die Feinstäube (PM10 e PM2,5) können natürliche oder von Menschen bedingte Ursachen – wie Heizung, Industrie, Verkehr, Abrieb etc. – haben. „In Südtirol stammt der Großteil (über 70 Prozent) der Feinstaub-Partikel von Holzheizungen. Aus diesem Grund sind die Feinstaub-Werte trotz des Lockdowns nicht zurückgegangen“, erklärt Luca Verdi.

Der gesetzliche PM10 Grenzwert für die Anzahl von 35 Überschreitungen im Jahr kann in Südtirol bereits seit 2007 eingehalten werden“, weiß der Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz. „Zudem entsprechen die PM10 Jahresdurchschnittswerte der vergangenen beiden Jahre auch den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).“ Die durchschnittlichen PM2,5-Jahreswerte hingegen liegen unter den gesetzlichen Grenzwerten, entsprechen aber noch nicht den WHO-Vorgaben.

Bessere Luft entlang der Brennerautobahn (A22)

Während des Lockdowns im März und April 2020 ist die NO2-Konzentration an der Mess-Station entlang der A22 bei Neumarkt um rund die Hälfte (-48 Prozent) gegenüber den drei Jahren zuvor gesunken. Im selben Zeitraum ist der Pkw-Verkehr auf der Autobahn um 92 Prozent, der Schwerverkehr um 42 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017-2019 zurückgegangen. Der Zusammenhang zwischen Autobahnverkehr und Stickstoffdioxid-Emissionen zeigt sich auch in den übrigen Monaten des Jahres 2020 deutlich. Nimmt der Leicht- und Schwerverkehr zu, steigen auch die NO2-Werte entlang der Autobahn, auch wenn die Durchschnittswerte von 2020 unter jenen der Vorjahre bleiben. Dies belegt die Studie, die die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz und die Umweltagentur des Trentino gemeinsam mit den Partnern des von der EU im Rahmen des LIFE-Programms kofinanzierten Projekts BrennerLEC (Lower Emission Corridor) durchgeführt hat.

 

Nachhaltige Mobilität im Fokus

„Die Zeit der Ausgangssperre hat uns gezeigt, dass die große Herausforderung beim Thema Luftqualität und Klimaschutz darin besteht, den motorisierten Verkehr zu reduzieren und auf klimafreundlichere Mobilitätsformen zu setzen“, unterstreicht Umwelt- und Energielandesrat Giuliano Vettorato. Es gelte, weiterhin in die Verringerung der verkehrsbedingten Emissionen und zugleich in die Verbesserung nachhaltiger Mobilitätsformen zu investieren. „Diese allein bringen ökologische und gesundheitliche mit ökonomischen Erfordernissen in Einklang“, so der Landesrat. Neben den Maßnahmen von Land und Gemeinden zur Förderung nachhaltiger Mobilität sei jeder einzelne von uns gefordert, sein Mobilitätsverhalten zu ändern. Die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu nehmen und wo immer möglich auf den eigenen Pkw zu verzichten. „Nur so können wir die Qualität der Luft, die wir atmen, verbessern und unser Klima schützen“, ist Vettorato überzeugt.

Informationen

Sämtliche Daten zur Luftqualität in Südtirol können auf den Webseiten des Landes im Bereich Umwelt unter „Luft“ eingesehen werden.

„Coronavirus und Luftqualität in Südtirol“, Studie des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz (Mai 2020)

https://umwelt.provinz.bz.it/downloads/08_Studio-qualita-aria-coronavirus-2020-Rev4-DEU-AlexiaLV.pdf

 

BrennerLEC-Studie zu den Lockdown-Auswirkungen an der A22:

https://brennerlec.life/documents/10165/185570/201126_Report_Covid.pdf/d9a87ea1-3f9b-40ba-911e-d9e5cdb8b4cf

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