Südtirols Klimaplan 2050
Eine Ideenbox für unsere Zukunft – an der sich alle beteiligen können.
Weltweit verändert sich das Klima. Wie können wir gemeinsam schnellstmöglich handeln, um einen weiteren Anstieg der globalen Temperatur zu verhindern? Eine Frage, auf die jeder und jede einzelne von uns gerne eine rasche Antwort hätten, angesichts einer der größten Herausforderungen, denen die Menschheit auf unserem Planeten jemals gegenüberstand. Die Zahlen und Studien sprechen Klartext – über 90 Prozent der Klimaforscherinnen und -forscher stimmen überein, dass sich unser Planet immer weiter aufheizt und dass diese Erwärmung menschengemacht ist, so u.a. der Hinweis der amerikanischen Journalistin Julia Rosen. Die Uhr tickt – jedes Jahr ist entscheidend, jede noch so geringfügige weitere Erwärmung hat ihren Preis, jede Entscheidung kann ausschlaggebend sein.
Es liegt in unserer Hand, positiv auf den Klimawandel einzuwirken: Indem wir mit gutem Beispiel vorausgehen, couragierte Entscheidungen treffen. Es gilt, den richtigen Weg zu finden; ein Ziel umzusetzen, das uns alle betrifft.
Auch hier in Südtirol sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren. Wir haben sie in nächster Nähe: Direkt vor unseren Augen ziehen sich die für das globale Ökosystem so wichtigen Gletscher immer weiter zurück. Auf italienischem Boden verfügt Südtirol nach dem Aostatal und der Lombardei über die drittgrößte Gletscherfläche. Doch der stetige Temperaturanstieg nagt an ihr: Die Geomorphologie ändert sich radikal und die Wasserreserven im Hochgebirge schrumpfen unaufhörlich.
Klimaland – Konsultation der Öffentlichkeit als gemeinsame Strategie
Den Klimawandel in den Griff zu bekommen, ist eine Herkulesaufgabe. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, alle, auch hierzulande, für dieses Menschheitsproblem zu sensibilisieren, Jüngere und Ältere jeder Bevölkerungsschicht.
Dafür hat das Land ein Verfahren in die Wege geleitet, bei dem die Öffentlichkeit um Rat gefragt wird und die Möglichkeit erhält, beim ersten Entwurf zur Aktualisierung des Landesklimaplans 2011 angehört zu werden und mitzudiskutieren.
Somit können alle Bürgerinnen und Bürger über das Portal www.klimaland.bz dabei sein, wenn es darum geht, eine konkrete Klimastrategie für Südtirol zu entwerfen. In einer ersten Phase wurde der Klimaplan provisorisch aktualisiert und vervollständigt; geplant sind insgesamt 100 Maßnahmen, verteilt auf sechs Makro-Bereiche:
Energieversorgung und intelligentes Energiemanagement, rationelle und intelligente Energienutzung, Gebäudesanierung und Bauen, Nutzung erneuerbarer Energien, Allgemeine Präventionsmaßnahmen im Klimaschutz, Innovation und Wissenstransfer.
Strategische Ziele, zu denen sich jeder und jede einzelne von uns bis zum 31. Dezember dieses Jahres frei äußern kann, mit einem oder mehreren Kommentaren. Über 200 solcher Kommentare lagen bei Redaktionsschluss von LP bereits vor.
„Der Entwurf zur Aktualisierung des Klimaplans“, so Umwelt- und Energielandesrat Giuliano Vettorato, „ist unsere Startrampe, er gibt uns die überaus wichtige Chance, direkt die Bevölkerung miteinzubeziehen, die über das Portal aktiv am Veränderungsprozess teilnehmen kann.“ Gleich nach Abschluss dieses öffentlichen Verfahrens soll dann eine ständige Arbeitsgruppe errichtet werden, die die Reaktionen innerhalb der Gesellschaft beobachtet.
Worte sind wichtig. Doch der Klimawandel lässt sich nur mit Taten angehen, auch bei uns in Südtirol.
Jeder Bürger, jede Bürgerin kann über das Web-Portal www.klimaland.bz bis zum 31. Dezember 2021 dazu beitragen, die Klimastrategie hier bei uns in Südtirol mitzugestalten
Die Schulen – Hauptakteure im Veränderungsprozess
Auch die Schulen des Landes Südtirol sind aktiv bei der ersten öffentlichen Konsultation zum Südtiroler Klimaplan dabei. Diese Initiative der Agentur für Energie Südtirol-KlimaHaus hat das Ziel, die öffentliche Befragung auf alle schulischen Einrichtungen auf Landesebene auszudehnen. Ein Schritt voran, in einem Staat, in dem es einer Umfrage der UNO in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford zufolge auffällig viele sehr junge Menschen sind (in Italien ca. 86%), die mit Nachdruck nicht nur konkrete Klimaschutz-Aktionen fordern, sondern die Pflicht, gegen die Erderwärmung anzukämpfen.
„Bis zum 31. Jänner 2022 haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich an der öffentlichen Konsultation zu beteiligen“, unterstreicht der Generaldirektor von KlimaHaus, Ulrich Santa. Auf der Webseite www.klimaland.bz können sie ihre Anmerkungen und Vorschläge einbringen.
„Die Einbindung der jüngeren Generationen ist sicherlich eines der Erfolgsrezepte im Kampf gegen den Klimawandel“, so Santa. Die Beiträge der Kinder und Jugendlichen werden gesammelt und verarbeitet, die drei besten Vorschläge ausgewählt und mit 500 Euro prämiert, ein Preisgeld, das die Gewinnerklassen dann für ihre schulischen Aktivitäten verwenden können.
Aktualisierung des Klimaplans: Ambitionierte Ziele
Der unter der Leitung von Flavio Ruffini in Zusammenarbeit mit der Agentur für Energie Südtirol-KlimaHaus verfasste Entwurf zur Aktualisierung 2021 des von der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz erstellten Klimaplans Energie-Südtirol 2050 bringt den derzeitigen Landesklimaplan auf den neuesten Stand. „Unsere Klimastrategie“ betont Ruffini, Direktor der Landesagentur, „weist Südtirol den Weg zum Klimaland im Herzen der Alpen, zum Modell für die anderen europäischen Staaten in punkto Nachhaltigkeit.“
Das 50-seitige Dokument enthält neue Maßnahmen, angefangen vom KlimaPlan – Energieversorgung und intelligentes Energiemanagement mit dem Ziel, die Versorgungssicherheit auszubauen und gleichzeitig die Leitungsverluste zu minimieren. Denken wir beispielsweise an das ehrgeizigste Projekt für unser Land, die Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien auf 80 Prozent innerhalb des Jahres 2030 bzw. auf 90 Prozent innerhalb 2050, durch Diversifizierung der erneuerbaren Energiequellen. Oder an den Ausbau der Stromerzeugung durch Photovoltaik (bis 400 MW) oder der bereits bestehenden Fernheizanlagen.
Der Klimaplan skizziert die Leitlinien für unsere Zukunft in Südtirol. Ein grundlegender Schritt, um den nachkommenden Generationen dieselben Chancen zu bieten, die unsere Generation gehabt hat.
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