Was bedeutet die Südtirol-Autonomie für mich? Was wünsche ich mir für die Zukunft der Südtiroler Autonomie? Diese Fragen hat LP auch jungen Südtiroler Studierenden gestellt.


Michael Heidenberger

 

Was Autonomie, und im Besonderen die Südtirol-Autonomie, bedeutet, wurde mir erst im Laufe mein Studium des italienischen Rechts an der Universität Innsbruck bewusst. Dort wird ein besonderes Augenmerk auf Autonomierecht gelegt.

Für mich persönlich heißt Autonomie vor allem das Recht auf Gebrauch der deutschen Sprache, schon von klein auf: im Kindergarten, in der Schule und später bei jeglichem Verkehr mit öffentlichen Ämtern sowie allgemein im täglichen Leben. Garantiert wird dieses Recht vor allem durch das Autonomiestatut von 1972 und den dazugehörigen Durchführungsbestimmungen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich die Politik weiterhin stark dafür einsetzt, die Autonomie auszubauen und weitere Gesetzgebungs- und Verwaltungskompetenzen auf die Provinz Bozen übertragen werden sowie der Frieden zwischen den Sprachgruppen gewahrt wird und man mehr miteinander, statt nebeneinander lebt.

 

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Anna Capraro

 

Die Südtirol-Autonomie bedeutet für mich die Vereinigung meiner Wurzeln: die italienischen Wurzeln väterlicherseits und die (bundes)deutschen Wurzeln mütterlicherseits.

Die Südtirol-Autonomie bedeutet für mich, dass ich im Alter von fünf Jahren zwischen Deutsch und Italienisch gewechselt habe, ohne es zu merken. Sie bedeutet für mich, dass ich mit meinem „nonno“ auf Italienisch spreche und mit meinen Freunden auf Deutsch.

Die Südtirol-Autonomie bedeutet für mich aber auch, dass ich italienisches Recht in einem anderen Land als Italien studieren kann. Sie bedeutet für mich, dass ich das Studium in Innsbruck zweisprachig auf italienisch und deutsch absolvieren kann.

Und schlussendlich bedeutet die Südtirol-Autonomie für mich, dass ich mich einer Gemeinschaft zugehörig fühle.

Für die Zukunft der Südtirol-Autonomie wünsche ich mir, dass wir gemeinsam und über Gedankengrenzen hinaus unsere Zukunft nachhaltig gestalten. Ich wünsche mir Aufgeschlossenheit gegenüber verschiedenen Werten und Solidarität gegenüber alten und neuen Generationen. Ich wünsche mir für die Zukunft der Südtirol-Autonomie eine Entwicklung, die auf gegenseitigem Verständnis und Miteinander beruht.

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Thea Unterholzner

 

Die Südtiroler Autonomie hat einen beeindruckenden Weg hinter sich. Von faschistischer Unterdrückung, über bilaterale Verhandlungen bis hin zur theoretischen Gleichberechtigung der Sprachgruppen. Doch was bedeutet die Autonomie heute für uns und welche Zukunft gibt es für sie?

Für mich persönlich ist die Südtirol-Autonomie der Versuch, drei unterschiedliche Sprachgruppen und die mit ihnen verbundenen Traditionen, auf friedliche Art und Weise miteinander in einer Gesellschaft zu vereinen. Zudem stellt sie einen Balanceakt zwischen dem historischen Erbe der Südtiroler und dem Drang nach Stabilität und rechtlicher Einheit des Staates dar.
So umfassend diese jetzige Autonomie aber auch zu sein scheint, sie weist immer noch Mängel auf. Ich denke hierbei z.B. an die staatlichen Zuständigkeiten mit transversalem Charakter, die der Landesgesetzgebung immer wieder Probleme bereiten. Oftmals liegt der Kern der Probleme nicht in der Umsetzbarkeit der Lösungen, sondern in der Kommunikation zwischen den beiden Parteien. Genau aus diesem Grund wünsche ich mir für die Autonomie die Überwindung der festgefahrenen Denkmuster sowie Weiterentwicklung und Förderung in den autonomen Bereichen.

 

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Philipp Rossi

 

Autonomie setzt die Bereitschaft voraus, unmittelbar Verantwortung für das Land und dessen Bevölkerung zu übernehmen und – im Sinne der Subsidiarität und Selbstverwaltung – auf lokale Bedürfnisse und Eigenheiten bestmöglich abgestimmte Lösungen in Gesetzgebung und Verwaltung zu definieren. Dies erfolgt zum einen durch eine tagtäglich gelebte Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen und privaten Körperschaften und Institutionen und den Menschen, um deren Anliegen zu ermitteln und auf diese gezielt eingehen zu können, zum anderen durch einen effizienten und nachvollziehbaren Einsatz der in erster Linie finanziellen Ressourcen. Die Autonomie der Zukunft muss eine Autonomie sein, die Menschen verbindet, damit sie die Gesamtheit der Südtirolerinnen und Südtiroler als Mehrwert wahrnimmt. Ich wünsche mir eine Autonomie, die zwar weiterhin den Minderheitenschutz als tragende Grundsäule verwirklicht und gewährleistet, gleichzeitig aber ein gemeinsames, sprachgruppenübergreifendes Dasein für alle Menschen im Land schafft und neuen Lösungen gegenüber offensteht.

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Veronica Greco

 

L’autonomia dell’Alto Adige racchiude in sé molti aspetti, tra i quali, secondo me, molto importante è sicuramente quello legato alla questione del bilinguismo. Sono fiera di essere cresciuta in un territorio, che mi ha permesso di coltivare sia l’italiano che il tedesco allo stesso livello. Non ho mai dato per scontata, infatti, la possibilità di poter utilizzare entrambe le lingue in ogni ambito della mia vita quotidiana. Ho imparato, sin da piccola, ad apprezzare quest’opportunità e a dare ad entrambe le lingue sempre la stessa importanza, insegnamenti in cui ancora oggi credo fermamente.

Für die Zukunft der Autonomie wünsche ich mir deshalb, dass die Zwei- und Dreisprachigkeit weiterhin als wesentliche Bestandteile des Lebens in Südtirol wahrgenommen und entsprechend gepflegt werden. Ich wünsche mir, dass sowohl im Bildungssektor als auch in den beruflichen Bereichen die Sprachenvielfalt unseres Territoriums eine kontinuierliche Aufwertung erfährt. Der Gebrauch verschiedener Sprachen im Alltag stellt nämlich, meiner Ansicht nach, einen großen kulturellen und sozialen Reichtum dar, für dessen Aufrechterhaltung man sich nach wie vor bewusst einsetzen sollte.

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Martina Obwegs

 

Do agn de na situaziun de sotmisciun da pert di fascisc, ân en laota proé da ciafé na soluziun pazifica por convire ön dlungia l’ater. Sanbëgn n’é sté la pröma proposta d’autonomia, le Tratat Degaspari -Gruber, nia la soluziun plü ideala, deache ara ne tolêa nia en conscidraziun dötes les nezescités dla popolaziun todësca y ladina. Man man ân indere en tratan svilupé n model co ti jô bun a dötes les perts. Nos ladins, ân sogü albü la pert plü ria y lungia, ajache i ên tla minorité, mo prochël podunse ester sëgn capazi de ci che i ân arjunt. Podëi jí a scora y imparé le ladin, podëi anuzé le ladin tl aministraziun publica, avëi foliec y programs televisifs por ladin, n’é nia vigne mendranza linguistica co pó avëi.

Por me l’autonomia é n model de convivënza de mendranzes te n stat en pesc y crëta ön col ater. Ci che iu m’adoass tl dagní foss na colaborzaiun y convivënza plü sterscia tra i grups lingusitcs. Che al ne foss nia i todësc, i talian y i ladins, mo i südtirolesc ön dlungia l’ater, deboriada. Da chësta realté che i án nos tl Südtirol messun nen trá plü en gran profit.

 

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Alex Fischer

 

Autonomie bedeutet für mich Freiheit und Chance. Damit meine ich zum einen die Freiheit, in meiner Muttersprache, welche sich von jener des mehrheitlichen Staatsvolks unterscheidet, mit den öffentlichen Institutionen und der Verwaltung kommunizieren zu können und zu wissen, dass diese sprachliche und kulturelle Eigenheit geschützt und wertgeschätzt wird. Es wird oft bemängelt, die jüngeren Generationen hätten kein Interesse an unserer Autonomie und würden diese nicht zu schätzen wissen. Das entspricht nicht meinem Empfinden. Wir junge Menschen haben allerdings oftmals einen anderen, pragmatischeren und europäischeren Zugang zur Südtirol-Autonomie. Es zeigt sich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und Frieden mit unserer eigenen Geschichte schließen. Dennoch ist es von großer Wichtigkeit, sich stets daran zu erinnern, warum und wie wir unsere Autonomie erlangt haben. Für mich ist die Südtirol-Autonomie heute, vor allem eine Chance unser Land weiterzubringen. Dabei können wir auf einer erfolgreichen Vergangenheit aufbauen. Wir sollten auch in Zukunft, gestärkt durch tiefe Wurzeln in unserer Heimat, offen in die Welt gehen. 

 

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